38855 Silstedt OT von Wernigerode, Pfingstgras 2, Landkreis Harz
Koordinaten: 51.863199, 10.845274
Eigentümer(in): privat
Das Objekt ist nicht als Kulturdenkmal ausgewiesen.
ehamlige Wassermühle, Wasserlauf: Silstedter Bach
Nutzungsarten: Getreidemühle
Baujahr, bereits 1134 urkundlich erwähnt (s.u.), Betrieb bis 1965
Zustand: abgebrochen
Die Gemeinde-Obermühle war eine relativ kleine Handwerksmühle und insofern hatte sie am Markt keine Chance,
sich gegen die Großmühlen zu behaupten. Wie viele andere Mühlen dieser Art wurden sie einfach mit einem kleinen
Mahlkontingent bedacht und als handwerksbetrieb mehr oder weniger "geduldet". So auch hier, mit dem Tod des letzten
Müllermeisters endete auch die Geschichte der Gemeinde-Obermühle nach 840 Jahren.
- 1134 ist beurkundet, dass die Mühle an das Kloster Drübeck verschenkt wurde, allerdings war die Mühle
gegen die Zahlung einiger Gulden jährlich verpachtet.
- 1364 erfolgte ein Verkauf an den Ritter Kord von Minsleben, der sie offenbar später der Gemeinde
Silstedt verkaufte.
- Im Rahmen einer "Bestandsaufnahme" nach dem 30-jährigen Krieg wird die Mühle nicht erwähnt.
- Erst nach 1656 finden sich wieder Einträge in den Kirchenbüchern.
- 1656 ist Andreas Schrader auf der Obermühle, 1664 der Müller Peter Voltau, 1667 Müller Hans Stock und bis
1671 ein Joachim Heidenreich.
- 1672 war hier der Müller Christoph Wolfgram.
- 1679 brach auf dem Nachbarhof ein Feuer aus, das den halben Ort einäscherte, die Mühle findet sich hingegen
nicht auf der Verlustliste.
- 1706 übernahm der Müller Michael Schrader (vordem wohl Pächter der Untermühle) die Obermühle, er führt den
Betrieb bis 1711 fort, dann übernimmt Familie Puch die Mühle in Pacht.
- 1725 findet sich hier der Müller Johann Georg Friedrich.
- 1739 begann der Winter bereits im September und dauerte bis Ende April. Winterfrüchte erfroren, Futter verdarb,
Vieh erfror in den Ställen.
- 1740 verstarb die Müllersfrau mit 40 Jahren, danach übernahm ihr Vater die Mühle. Müller Goßstein gehörte
zu einer der Silstedter Müllerfamilien.
- In den Folgejahren sind als Müller verzeichnet: 1748 Thomas Christoph Mühlberg
- 1757 der Neffe Friedrich Johann Mühlberg, er beschäftigte schließlich einen Knecht und eine Magd.
- um 1787 wird ein Ernst Nordhausen Müller auf der Obermühle,
- 1799 ist Wilhelm Buch hier Pächter. Nach seinem Tod 1801 übernahm sein Sohn Christian die Pacht, übergab
aber bald an Wilhelm Klöster, der wiederum gibt die Pacht 1807 auf und schlägt als Nachfolger Müller Johann
Martin Meißner aus Altenrode vor.
- Schon 1811 hat der Müller Christian Bornemann in Pacht, er hatte Marie Luise Mänz geheiratet, diese
entstammte wohl der Familie auf der "Neuen Mühle". Bornemann verstarb 1826, danach wird seine Witwe als
Pächterin benannt.
- 1832 dann wird der Müller Heinrich Franz Matthias Böthel als Pächter genannt, von 1844 an wird Michael
David Bormann aus Heudeber hier Müller, bis er am 17. Mai 1865 verstarb.
- Ab 1865 war Müller Friedrich Einecke hier als Pächter gab aber schon am 1. April 1867 die Pacht auf
und verließ den Ort. An seine Stelle trat Georg Hartmann in den Pachtvertag ein. 1892 kaufte dann Müller
Hartmann die Schattenbergsche Papiermühle (Neue Mühle).
- Karl Karting übernahm nun die Mühle bis 1914, dann übergab er an den Veckenstedter Müller Otto
Hermann Schulze. Dieser führte die Mühle zunächst wurde dann aber einberufen. Während seines Kriegsdienstes
führte seine Frau die Mühle. Schulzens beabsichtigten die Mühle zu kaufen, arbeiteten dafür, sparten und mussten
erleben, dass die Inflation ihr Kapital aufzehrte.
- Während der Zeit der Einberufung von Otto Schulze führte die Tochter Bertha die Mühle, um ihren Lebensunterhalt
zu sichern.
- Als Bertha Schulze 1955 starb übernahm Schwager Walter Albrecht, allerdings arbeitete er schon nicht mehr
auf eigene Rechnung und Gefahr, er war bei der LPG angestellt. Nach seinem Tod wurde der Mahlbetrieb eingestellt,
die Mühle diente nur noch als Wohnhaus, bis sie 1976 abgerissen wurde.
- Anstelle der alten Mühle wurde dann ein Wohnhaus mit 4 Wohnungen errichtet, wovon 2 Wohnungen jahrelang als
Arztpraxen genutzt wurden.
Obermühle Silstedt (undatiert)
Neubau am Standort der ehemaligen Obermühle (2018 ©W. Sarömba)
Die umfangreichen Angaben zur Mühle und das alte Foto stellte Ortschronist M.B. zur Verfügung. Herzlichen Dank für die Mühe W.S.