06722 Sautzschen/Haynsburg OT von Wetterzeube, Neumühle 1a, Burgenlandkreis
Koordinaten: 51.026037, 12.057803
Eigentümer(in): k.A.
Das Objekt ist als Kulturdenkmal ausgewiesen. - Erfassungsnummer: 094 85525
Wassermühle, Wasserlauf: Sautzschener Graben/Weiße Elster
Nutzungsarten: ehemals Papierfabrik
Baujahr: um 1700, Betrieb bis: Anfang 20. Jhd.
Zustand: ruinös
Die Mühlengebäude sind auf einem Foto in der Denkmalliste von Haynsburg dargestellt, der Zustand ist
katastrophal. Neuere Luftbilder (10/2017) erwecken den Eindruck, dass inzwischen die Dächer abgedichtet wurden.
museum digital sachsen-anhalt, Neumühle an der Weißen Elster
Deutsche Fotothek, Papiermühle Sautzschen
Alte Ansichtskarte (Reproduktion)
Herzog Moritz Wilhelm von Sachsen-Zeitz erteilte zum 1. Oktober 1700 seiner Gemahlin Herzogin Maria Amalie das
Privileg, zur Erichtung und zum Betrieb einer Papiermühle, Mahl-, Öl- und Schneidemühle bei Sautzschen an der
Weißen Elster. Die "Neue Mühle unter Sautzschen" war mit verschiedenen Vorrechten versehen, so durfte dort Hausschlachtung
betrieben werden, es gab freien Bier- und Weinausschank, was so nicht immer üblich war. Denn eigentlich musste für
solche 'Privilegien' kräftig gelöhnt werden.
Wie zur damaligen Zeit üblich wurden Lumpen zur Papierherstellung verwendet, auch hierfür wurden Privilegien erteilt,
die das Sammeln von Alttextilien in den Ämtern von Pegau und Tautenburg sowie im Stift Naumburg Zeitz gestatteten.
Erst zu Beginn des 20. Jahrhunderts kam die Papierproduktion zum Erliegen. Die gesamte Technik wurde schließlich
ausgebaut, fand noch einmal Verwendung auf einer Ausstellung zur Geschichte des Buchdruckerhandwerks in Leipzig
und wurde dann in das Deutsche Museum in München verbracht. Hier gingen die Maschinen und Einrichtungen im Bombenhagel
des II. WK unter.
Auch die ehemals vorhandenen drei Ziehpansterräder wurden mit dem Abbruch des Mühlengebäudes restlos beseitigt. Über
die Nutzung der Anlage von 1900 bis 1950 ist nichts bekannt, schließlich gelangte das Objekt aber in den 'Besitz' des
VEB Berliner Verkehrsbetriebe, der dort bis 1990 ein Kinderferienlager unterhielt.
Danach erfolgte wohl eine Privatisierung, die aber ganz offensichtlich den Verfall des Objekts nicht stoppen
konnte. Der Zustand hat sich weiter verschlechtert und wenn nicht ein Wunder geschieht, dürften die Gebäude wohl
bald nur noch zum Abbruch taugen.
Durch Zufall steiß ich auf eine Webseite, die mehrere Fotos vom derzeitigen Zustand der Anlage zeigt. Was der Zahn
der Zeit in den letzten Jahrzehneten dort angerichtet hat zeigen die folgenden Aufnahmen, die hier mit freundlicher
Erlaubnis des Fotografen wiedergegeben werden.
Liste der Kulturdenkmale in Wetterzeube, Neumühle Sautzschen
Pansterzeuge sind in Sachsen-Anhalt für folgende Mühlen nachgewiesen:
Pansterzeug:
Quelle: Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. 16 Bde. in 32 Teilbänden. Leipzig 1854-1961. Quellenverzeichnis
Leipzig 1971. Online-Version vom 10.03.2020.
Zitat Anfang: "panster, panzer, n. was pansterrad, ein zwei mahlgänge treibendes hohes unterschlächtiges wasserrad,
das seine schaufeln innerhalb der felgen hat und durch eine kette (pansterkette) je nach dem wasserstande höher
oder niedriger gestellt werden kann und wol von dessen kette (s. panzerkette und panster = panzer) den namen
hat. — damit zusammengesetzt: panstergerinne, n. das gerinne zu einem pansterrade. Jacobsson 3, 188a. —" Zitat Ende
Meist erkennt man die sogenannten "Pansterräder" an dem sogenannten "Zieherker", ein hölzerner Vorbau am Mühlengebäude
zwischen dessen aufrechten Pfosten das "Pansterzeug" geführt wird. Zum Heben und Senken dient zumeist eine Winde, die
entweder von Hand, bei moderneren Anlagen auch durch Wasserkraft betrieben, die "Pansterketten" an denen die
Wasserradwelle aufgehängt ist, auf- oder abwickelt.
Auf diese Weise ließ sich der Wirkungsgrad der Wasserräder in weiten Grenzen regulieren, denn bei zu hohem Wasserstand
'waten' die Schaufeln des unterschlächtigen Rades im Wasser, was die 'Enrgieausbeute' mindert.
Mühlengebäude, an denen ein Ziehpanster angebracht war, erkennt man mitunter noch daran, dass die Öffnung für die
Wasserradwelle nicht rund oder quadratisch, sondern rechteckig ausgeführt ist.
Eine andere Bauform war das sogenannte 'Kniehebelpanster', hier hing das Wasserrad in angewinkelten Hebelarmen, die
auch über Ketten gehoben oder gesenkt wurden. Die Kraftübertragung vom Rad in die Mühle erfolgte jedoch hierbei über ein Vorgelege, das außen an der Mühle angebracht war. Auf dem folgenden Bild (Quelle Deutsche Fotothek) sind noch
drei der beschriebenen 'Zieherker' erkennbar.