06925 Annaburg, An der Mühle 1, Landkreis Wittenberg
Koordinaten: 51.736561, 13.043872
Eigentümer(in): k.A.
Das Objekt ist nicht als Denkmal ausgewiesen.
Ehemalige Wassermühle, Wasserlauf: Neugraben, Antriebe nacheinander Wasserrad, Turbine, später als Dampfmühle neu errichtet um 1910, zuletzt als Motormühle betrieben;
Nutzungsarten: Getreidemühle/Sägemühle, später Futtermittelproduktion
Baujahr: 1578, gewerblicher Mahlbetrieb bis 1955, danach Nutzung durch die LPG bis etwa 1990
Zustand: teilweise Brandruine
Stadtmühle Annaburg bei Wikipedia
In der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts wurde zwischen dem (heutigen) Wohnplatz Neumühl bei Beutersitz und dem Wohnplatz Elsterhöh bei Jessen (Elster) ein Flößergraben angelegt. Abseits des unruhigen Flusslaufes der Schwarzen Elster konnte so der Holztransport aus Sachsens Wäldern bis in die Salzsiedereien weit im Anhaltinischen durchgeführt werden.
Nach der Fertigstellung des Neugrabens ließ 1578 der Kurfürst August von Sachsen (1526 bis 1586) im Norden von Annaburg eine Wassermühle errichten, die fortan dem Amt Annaburg gehörte. Die Mühle wurde sicher von einem unterschlächtigen Rad angetrieben (möglicherweise war es sogar ein Pansterzeug) und verfügte damals über zwei Mahlgänge und soll auch ein Sägegatter gehabt haben. Als Müller dieser Mühle sind bekannt (WIKIPEDIA Stadtmühle Annaburg):
- Zimmermann, Michel
- Hollfeld (Fam. H. führte die Mühle bis 1850)
- Klausenitzer, Ernst (ab 1886)
- Grimm, E. F. um 1910
- Politz, Paul um 1930
Möglicherweise liegt hier aber auch eine Verwechslung vor, denn um 1910 wurden durch die WETZIG Maschinenfabrik und Mühlenbauanstalt Wittenberg Projekte für die Mühlen der Herren Grimm und Klausenitzer in Annaburg fast zeitgleich erstellt.
Es gab aber um diese Zeit in Annaburg zwei Dampfmühlen in unmittelbarer Nachbarschaft, jeweils am anderen Ufer des Neugrabens gelegen. Am rechten Ufer, also auf der Nordseite steht noch heute die Stadtmühle, inzwischen leider schadhaft und des größten Teils der Mühlentechnik verlustig gegangen.
Etwa 150m westlich stand am linken Ufer des Neugrabens eine Dampfsägemühle, gut erkennbar auf dem Messtischblatt Nr. 2393 (neue Nummer 4244) zu finden in der Deutschen Fotothek.
Messtischblatt
Mühlenbrände
Der Autor des WIKIPEDIA-artikels nennt folgende Jahreszahlen hierzu:
Zu den Mühlen von Annaburg finden sich im Archiv der WETZIG Maschinenfabrik und Mühlenbauanstalt gegenwärtig (letzter Abruf am 19.01.2021) folgende 5 Zeichnungen:
Projekt zum Umbau der Mahlmühle des Herrn Klausenitzer vom 23.3.1910
Projekt zum Umbau der Mahlmühle des Herrn Klausenitzer vom 06.12.1910
Wagen zur Kreissäge des Herrn Klausnitzer in Annaburg (nicht datiert)und schließlich noch das
Projekt zur Mühlenanlage für Herrn F. E. Grimm, Annaburg/Provinz Sachsen vom 25.05.1910
Ein fünfte Zeichnung zeigt Schmiedeteile für ein Sägegatter, ursprünglich war die Zeichnung mit "Stadtmühle" überschrieben, was dann aber mit Rotstift geändert wurde in:
Schmiedeteile zum Gatter in Annaburg
Mein Eindruck ist, dass es hier vielleicht zu einer Verwechslung kam, was möglicherweise auf die räumliche Nähe beider Mühlen zurückzuführen ist. Es ist allerdings gut erkennbar, dass sich die projektierten Mühlen deutlich voneinander unterscheiden, die des Herrn Grimm entspricht aber eindeutig dem noch heute vorhandenen Bauwerk der früheren Stadtmühle.
Von der ehemaligen Dampf- Mahl- und Sägemühle am anderen Ufer des Neugrabens scheinen noch heute einige Gebäude zu stehen, das Mühlengrundstück grenzt direkt an die Mühlenstraße und hat wohl die Hausnummer 35, während die Stadtmühle An der Mühle die Hausnummer 1 trägt.
Zufälligerweise fand ich vor einigen Tagen eine Offerte zum Verkauf der früheren Stadtmühle Annaburg und auf meine Bitte hin wurde mir durch das
Unternehmen Ritter Immobilien die Verwendung der in ihrem Angebot gezeigten Bilder gestattet. (Danke dafür und - "Glück zu!" bei allen ihren Unternehmungen. W.S.)