29413 Groß Gerstedt/Osterwohle OT von Hansestadt Salzwedel, Groß Gerstedt Nr. 12, Altmarkkreis Salzwedel
Koordinaten: 52.839227, 11.086790
Eigentümer(in): k.A.
Das Objekt ist als Kulturdenkmal ausgewiesen. - Erfassungsnummer: 094 25294
Wassermühle, Wasserlauf: Salzwedeler Dumme / Mühlgraben
Nutzungsarten: ehemalige Getreidemühle (früher auch eine Ölmühle und eine Lohmühle)
Baujahr, Betrieb bis: 1959 danach nur noch bis 1970 Herstellung von Futtergemischen für die Viehzuchtbetriebe
der Umgebung
Zustand: schadhaft/ruinös
Dächer und Gebäude des Dreiseitenhofes machen auf Luftbildern keinen so guten Eindruck mehr, das Grundstück wirkt
mittlerweile so, als wäre der zur Wasserseite hin offene Dreiseitenhof nicht mehr genutzt.
Inzwischen erhielt ich einige Informationen zum Objekt, die ich hiermit wiedergeben möchte.
Wolfsmühle in Groß Gerstedt
Wassermühle an der Salzwedeler Dumme, erstmals 1281 urkundlich erwähnt mit dem
Vermerk, dass die Einkünfte der Mühle "Berstedt" (Berstedt = Gerstedt) dem Kloster
Diesdorf gehören.
Die Mühle soll später im Besitz der Grafen von der Schulenburg-Wolfsburg gewesen sein und
daher wahrscheinlich der Name "Wolfsmühle".
Neben der Getreidemühle waren ursprünglich an dem Standort noch eine Ölmühle sowie
eine Lohmühle vorhanden, die Anfang der 1930er Jahre abgebrochen wurden.
Das unterschlächtige Zuppinger-Wasserrad (Durchmesser 5,0 m, lichte Einlaufweite 1,50 m)
wurde 1935/36 durch den Einbau einer Francis-Turbine mit stehender Welle ersetzt. Bei dem
vorhandenen Gefälle von 1,54 m und bei voller Beaufschlagung (900 l/s) leistete die Anlage
ca. 10,5 kW.
Die Handelsmüllerei musste aufgrund staatlicher Festlegungen im Jahr 1959 komplett
eingestellt werden. Ab 1960 erfolgte die Herstellung von Futtergemischen für diverse
landwirtschaftliche Genossenschaften.
Ende der 1960er Jahre wurde der Flusslauf der Dumme begradigt und somit ca. 60 m am
Mühlengrundstück vorbeigeführt. Die Betreibung der Wasserkraftanlage war damit nicht
mehr möglich. 1970 folgte dann die komplette Stilllegung des Betriebes.
Die Mühle und das ehem. Wohnhaus der Müllerfamilie befinden sich heute in einem ruinösen
Zustand. Die Turbine ist noch vorhanden, alte Mühlentechnik kaum noch.
Der Verfasser dieser Zeilen gehört zur Familie der früheren Besitzer und stellte freundlicherweise zwei Bilder
zur Verfügung. Das erste Bild ist die Reproduktion eines Gemäldes, wie es lange Zeit für einen gut geführten
Handwerksbetrieb "zum guten Ton" gehörte. Nicht ohne Stolz auf das eigene Unternehmen ließ man solche Darstellungen
anfertigen, mitunter verwendete man solche Bilder dann auch für Geschäftspostkarten.
Das Gemälde stammt aus der Zeit vor 1930.
Die Aufnahme zeigt das gleiche Gebäude im Jahr 2007.