Wie Mathilde zu ihrem Namen kam - ein modernes "Mühlenmärchen"

Es ist gar nicht so selten, dass Mühlen nach ihren Besitzern oder Pächtern benannt wurden. Dafür gibt es in der Geschichte zahlreiche Beispiele.
So haben einige der westlich von Halberstadt an der Holtemme gelegenen Wassermühlen über Jahrhunderte hinweg die Namen ihrer Besitzer getragen. Die "Veltenmühle" nicht zu verwechseln mit dem Ortsteil Veltensmühle, trägt eben den Namen der Famile "Velten". "Kahmanns" Mühle heißt einfach noch heute so, obwohl von der Familie Kahmann hier niemand mehr wohnt oder arbeitet. - Aber Bockwindmühle "Mathilde"? Ich war eigentlich auch davon ausgegangen, dass der Name irgendeinen Ursprung in der Besitzerreihenfolge habe, und fragte letztlich den Vereinsvorsitzenden Ludgar E. danach.
Schmunzelnd erzählte er mir, wie es tatsächlich zu der Namensgebung kam:
Das war zu der Zeit, als wir in den 80er Jahren die Mühle rundum sanierten, reparierten und letztendlich auch mit neuen Flügeln versahen. Damals war ja noch viel Handarbeit dabei, so haben wir zum Beispiel die Flügel völlig ohne Kran montiert. Hatten ja unsere Altvorderen auch nicht. Und wie das so war, haben wir uns beim Hochziehen der Flügel mit dem Flaschenzug gegenseitig angefeuert, so manches "Hau Ruck!" war da zu hören.
Und dann war es endlich soweit. Der letzte der vier Flügel war befestigt, das Segel aufgezogen und wir wollten natürlich nun auch sehen, dass sich der Wind darin fing. Wir konnten den Moment nicht abwarten, da sich die Flügel von selbst drehten. Wir haben also die Mühle angeschoben und dabei wurde gerufen "Nu los! Mach mal Jang Mathilde!"
Das war früher so ein Art "geflügeltes Wort" und wurde oft gebraucht, wenn man etwas anschieben, oder bewegen wollte. Eigentlich nur so ein anderer Ausdruck für "Hau Ruck!".

Und das wars dann auch. Der "Kraftausdruck" wurde einfach auf die Mühle übertragen und tatsächlich drehte sich "Mathilde" wenige Augenblicke später zu unserer großen Freude und Erleichterung von selbst im Wind. - Sie hatte also auf den Namen gehört.
Ja und dann blieb es einfach dabei. Nach kurzer Zeit sprachen die Vereinsmitglieder nur noch von "unserer Bockwindmühle Mathilde".


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