06886 Lutherstadt Wittenberg, Schlossplatz 6 (früher Schloßstraße 16), Landkreis Wittenberg
Koordinaten: 51.866537, 12.639145
Eigentümer(in): k.A.
Das Objekt ist als nicht Kulturdenkmal ausgewiesen.
ehemals Wassermühle, später Dampfmühle, Wasserlauf: Frischebach
Bezeichnungen: Stadtmühle, Amtsmühle, Knopf'sche Mühle...
Nutzungsarten: Getreidemühle
Baujahr: vor 1725 (aus dem Jahr stammt die erste, mir bekannte kartografische Darstellung mit der damaligen 'Stadtmühle' auf dem Schlossplatz.)
Zustand: 1958 abgebrochen
Der Mühlenstandort auf dem Schlossplatz war möglicherweise älter als die umgebende Bebauung, aber als Dampfmühlenbetrieb in der gewachsenen Stadt mit Sicherheit störend. Zahlreiche Bilder in der Deutschen Fotothek zeigen die Enge der Bebauung, was neben der Belästigungen durch Rauchgase, Ruß und Flugasche natürlich auch zu Transportproblemen führte. Anlieferung von Getreide, Abfuhr der Mahlprodukte, Anlieferung von Kohle, Abfuhr von Asche und Schlacke... An eine Weiterentwicklung des Mühlenbetriebes war wohl gar nicht mehr zu denken.
Zahlreiche Bilder in der Deutschen Fotothek zeigen die 5-geschossige Mühle mit ihrem recht hohen Schornstein. Die nachfolgend genannten Objektnummern können direkt als Suchkriterium in der Suchleiste (
Suchwort oder Phrase eingeben) verwendet werden.
71834603, 71834645, 71834648, 71834676, 71834713, 71834957, 71838475, 71838515 (Das letztgenannte Objekt zeigt den Schlossplatz mit Kaiser Friedrich Denkmal, Aufnahmedatum war 1913).
Wie es sich für einen honorigen Unternehmer gehörte war die Knopf'sche Mühle im ersten Drittel des 20. Jahrhunderts in den einschlägigen Gewerbeverzeichnissen geführt.
- Adressbuch der Getreide-. Dünger- und Futtermittel-Händler, Mühlen und Malzfabriken des Deutschen Reichs, Auflage 1926, Wieger-Verlag Aktiengesellschaft Düsseldorf
- Reichs-Branchenadressbuch des Landesproduktenhandels 1930, Verlag für Börsen und Finanzliteraur AG Berlin und Leipzig, Teil 2
- Klockhaus Kaufmännisches Handels- und Gewerbe- Adressbuch des Deutschen Reichs, Ausgabe 1934
Interessant wird es, wenn man solche Adressbucheinträge miteinander vergleicht. Es lassen sich dann u. U. erstaunliche Dinge daraus herleiten. Betrachtet man z. B. die in den Anzeigen genannten Telefonnummern miteinander stellt man fest, dass offenbar der Ausbau des Telefonnetzes innerhalb von wenigen Jahren rasante Fortschritte machte. Ursprüglich hatte das Unternehmen die Rufnummer 8, 4 Jahre später war das schon die Nummer 3108.
Während 1926 als Antriebskräfte dieser Mühle noch Wasserkraft und Dampf (WaDa) angeführt wurden, scheint die Wasserkraft 4 Jahre später weniger oder gar keine Bedeutung mehr gehabt zu haben.
Die Bankverbindung hingegen war über die Jahre hinweg dieselbe geblieben, die ständige Wechselei wegen diverser Versprechungen und angeblicher Vorzüge, wie sie uns heute ständig offeriert werden, gab es zu jener Zeit wohl nicht. Kunden blieben ihrer 'Hausbank' oft über Jahrzehnte verbunden.
zeitgenössische Ansichtskarte mit der Knopfschen Mühle am Schloßplatz
Anstelle der Mühle findet sich am Schlossplatz eine Eisdiele in dem nach 1958 errichteten "Chemiepavillon". (s. a. Wikipedia "Chemie-Pavillon")