Obersalzmühle Kloster Gröningen
39397 Kloster Gröningen, OT von Verbandsgemeinde Westliche Börde, Landkreis Börde
Koordinaten: 51.952602, 11.177392
Eigentümer(in): k.A.
Das Objekt ist nicht als Kulturdenkmal ausgewiesen.
ehemalige Wassermühle, Wasserlauf: Holtemme
Nutzungsarten: frühere Öl- und Mahlmühle, Getreidemühle, davor vielleicht auch eine sogen. 'Bohrmühle' s.u.
Baujahr vor 1750, Betrieb bis: um 1960
Zustand: abgebrochen
Aktuelle Luftbilder zeigen eine teilweise bewachsene Fläche innerhalb einer langgestreckten Krümmung des Flussverlaufes.
Ralf Staufenbiel, ein in der Umgebung bekannter Heimatforscher und Buchautor überließ mir zu den Gröninger Mühlen freundlicherweise einige Informationen, die ich hier auszugsweise wiedergeben und ergänzen möchte.

Diese Mühle ist in der Region unter verschiedenen Namen bekannt:
  • Dannenbaum- Mühle, Gewerberolle Schwanebeck 27.09.1850
  • Plockpiepenmühle, Stadtarchiv Halberstadt, Militärkarte von 1852
  • Mallinsche Mühle, Messtischblatt von 1928
  • Obersalzmühle, mündliche Aussage der ehemaligen Eigentümerin von 1945
  • Salzmühle, Unterlagen der Unteren Denkmalschutzbehörde
  • Pontos Mühle, Sprachgebrauch im Ort

Ralf Staufenbiel schreibt zur Mühlengeschichte:  Die Obersalzmühle an der Holtemme

Interessant ist aus meiner Sicht der Name 'Blokpipemühle', er taucht auf Kartenwerken ab 1750 immer mal in ähnlicher Schreibweise auf. (Plockpfeifers Mühle, Plockpfeifenmühle usw.).
Nun kann man davon ausgehen, dass vielleicht der hiesige Müller besonders gut die Blockflöte spielte und so zu seinem Namen kam. Allerdings waren Mühlen zu der Zeit fast ausschließlich Pachtmühlen und wurden seltener nach dem Namen des Müllers als nach ihrem Standort oder ihrer 'Herrschaft' benannt.
Ich deute den Namen eher so, dass in der 'Plockpipemühle' hölzerne Wasserröhren hergestellt wurden, es könnte sich also um eine frühere 'Bohrmühle" gehandelt haben.
Das Wort 'Blok' steht im Deutschen auch für den Block... aus Holz, Stein usw. der zu bearbeiten ist, die pipe ist verwandt mit der plattdeutschen und englischen 'Röhre". Plockpipe kann durchaus für die hölzerne Röhre stehen.

Auszug aus der 'Mappa specialis-Principatus Halberstadiensis' von 1750

Solche Wasserleitungen waren zu jener Zeit recht weit verbreitet, es hat also mit Sicherheit auch hier Bedarf an hölzernen Röhren gegeben. So ist bekannt, dass bis ins 21. Jhd. hinein entsprechende Funde gemacht wurden, selbst in Halberstadt waren solche Wasserleitungen im Erdboden verlegt.

Tatsächlich habe ich im Web noch einen Handwerksbetrieb gefunden, der nach alter Tradition hölzerne Wasserrohre anfertigt. Es ist der Röhrmeister Wenzel, sein Handwerk betreibt er im sächsischen Friedebach (Sayda).
Und hier können sie ihm bei der Arbeit über die Schulter schauen.

Erläuterungen zu dem Ganzen Thema finden sich auch bei Wikipedia unter "Deichel".

Ausstellungsstück im Kreuzgang der Liebfruenkirche

Darstellung einer Bohrmühle aus dem 17. Jhd.

Die Beschreibung der Bohrmühle

Und sollte ich vielleicht Unrecht haben mit meiner Deutung, dann ist das auch nicht so schlimm. Gern lass ich mich korrigieren. Ansonsten habe ich Ihnen eben etwas 'Unnützes Wissen' vermittelt.



aktualisiert Montag d. 13.06.2022